vom Maßnehmen bis zum Polieren

Wie entsteht ein Maßschuh?

 

 Der Maßleisten

Für jeden Kunden und jede Kundin wird ein Paar Maßleisten angefertigt: die Maße der Füße, besondere anatomische Gegebenheiten und der Fußabdruck werden auf den Holzleisten übertragen. So entstehen zwei Holzformen über die dann die Schuhe gebaut werden.

Das Modellieren und Oberteilherrichten

Ausgehend von den Maßleisten wird  ein Schnittmuster für das Ober– und Futterleder gezeichnet. Nach diesem Muster wird das Leder zugeschnitten, an verschiedensten Stellen verstärkt, zusammengesetzt und vernäht. Diese Arbeitsschritte erledigt der sogenannte „Oberteilherrichter“, der einen eigenen Beruf darstellt. Wir fertigen auch die Oberteile selbst, wodurch wir die Qualität sicherstellen und auf individuelle Kundenwünsche eingehen können.

Die Brandsohle

Die Brandsohle ist die Innensohle und das Herzstück des Schuhs. Sie besteht aus dickem, eichenloh-, also pflanzlich gegerbtem Rindsleder. Dieses Leder wird feucht verarbeitet und  an die Unterseite des Leistens angeformt. Für einen rahmengenähten Schuh wird sie dann „rangiert“: an ihrer Unterseite wird rundum ein schmaler Steg herausgearbeitet, durch den später der Rahmen, das Oberleder und die Brandsohle vernäht wird.

Das Zwicken

Zwicken wird das Spannen des Oberteils über den Leisten genannt. Mit Hilfe der „Zwickzange“ wird das Oberteil mit Nägeln an der Sohle des Leistens befestigt, das Oberleder wird dabei so sehr ausgedehnt, dass es sich später beim Tragen der Schuhe nicht mehr ausleiern kann.

Zwischen Futter und Oberleder werden zum Schutz und besseren Halt im Fersen– und Spitzenbereich Verstärkungen aus Rindsleder, sogenannte „Kappen“, eingearbeitet.

Das Rahmennähen

Das Rahmennähen ist die Königsdisziplin unter den Macharten. Dabei wird die Innensohle, das Oberteil und ein schmales, dickes Lederband, der sogenannte „Rahmen“ von Hand miteinander vernäht.

Die Nahtlöcher werden einzeln mit einer Ahle vorgestochen, dann wird Stich für Stich mit einem gepechten dicken Faden, dem „Draht“ und Metallborsten, die anstatt Nadeln verwendet werden, genäht. Durch die Reibung, die beim schnellen durchziehen des Fadens entsteht, wird das „Pech“ heiß und verklebt das vorgestochene Loch: die Naht wird wasserfest.

 Das Innenleben, die „Ausballung“

Zwischen Innen– und Laufsohle wird im hinteren Bereich des Schuhs eine Stahlfeder eingebaut, im Ballenbereich wird eine Schicht weichen Korks eingesetzt.

Das Doppeln

Doppeln nennt man das Annähen der Laufsohle an den Rahmen. Diese Naht wird auch mit einem gepechten Faden ausgeführt und ist später, im Gegensatz zur Rahmennaht, von außen sichtbar.

Der holzgenagelte Absatz

Der Absatz besteht aus mehreren Schichten pflanzlich gegerbtem Leder. Jede Schicht wird sorgfältig angepasst (damit der Absatz eben und gerade wird) und holzgenagelt. Für das Holznageln wird mit dem sogenannten „Bohrer“ ein Loch ins Leder geschlagen, in dieses wird ein kleiner Holzstift, der „Holznagel“, mit dem Hammer eingesetzt. Das Holz nimmt die Restfeuchte aus dem Leder auf, die Holzfasern richten sich auf und so verzahnt sich der Nagel im Leder.

Das Ausleisten und Pflegen

Nach einer Trocken– und Rastzeit von etwa einer Woche wird der Leisten mit Gefühl und Kraft aus dem Schuh gezogen. Eine „Deckbrandsohle“ komplettiert die Arbeit.

Mit Wachsen gepflegt, geputzt und poliert verlässt er an den Füssen seines neuen Besitzers unsere Werkstatt.

 

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